Edito zu ite 3/2019: Liebe Leserin, lieber Leser
Um Mauern wird heute gestritten. Seien diese nun physisch sichtbar oder auch nur geistig zu verstehen. Interessanterweise sind es gerade Staaten der sogenannt freien Welt, die reale Mauern errichten oder zumindest damit ringen. So zum Beispiel die USA oder auch Israel. Wir Schweizer und Schweizerinnen streiten um andere Mauertypen. Wollen wir nun einen Rahmenvertrag mit der EU? Und wenn ja, welchen? Die Gewerkschaften, welche ansonsten eher den Ruf von Weltenbürgern pflegen, sind in der Schweiz plötzlich auf der Seite der Mauerbauer. Sie fürchten um die guten und privilegierten Arbeitsrechte der Schweiz.
Ja, auch die römisch-katholische Kirche baut Mauern. Intern: Wiederverheiratet Geschiedene dürfen nicht zur Kommunion. Extern: Auch die reformierten Mitchristen und Mitchristinnen sind nicht zugelassen. Ihnen fehlt die römisch-katholische Kirchengemeinschaft. Ob Jesus von Nazareth vor zweitausend Jahren auch so gedacht hätte? Ich wage es zu bezweifeln.
Mauern schliessen aus. Mauern können jedoch auch einschliessen. Was ist denn der Unterschied zwischen einem Kloster und einem Gefängnis? Beide haben Zellen, Mauern und Guardiane/Wärter. Klostermauern schliessen aus. Gefängnismauern schliessen ein. Beide Male geht es um die Frage von Sicherheit. Mönche wollen vor Räubern und Eindringlingen sicher sein – gut, natürlich auch ihre Stille bewahren. Auch die Gesellschaft will vor Verbrechern und Mördern geschützt sein.
Nein, Einschluss ist nicht nur negativ. Wenn die Schweiz keine Kriegsgüter an Kriegsparteien liefert, dann ist diese Exportmauer meines Erachtens richtig und gut. Diskutiert wird ja aktuell vor allem, was denn solche Kriegsgüter sind. Computer können beispielsweise sowohl für den Krieg wie auch für den Frieden eingesetzt werden.
Ach ja. Brücken statt Mauern. Doch allzu schnell bleibt man bei den Mauern stehen. Vielleicht helfen da Brücken weiter. Dieser Frage geht diese ite-Ausgabe nach und ich wünsche Ihnen gute und differenzierte Erkenntnisse. Mit zu schnellen Antworten wird wohl auch oft gegen gute Lösungen «gemauert».
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