Früchte bringen

Predigt vom 23. März 2025; Lk 13,1-9; 1 Kor 1-12

Wir erleben Tragisches in unserem Leben und sehen diese Tage noch viel Schlimmeres in der Welt geschehen. Es gäbe viele Stichworte und Reizworte. Das ist nicht neu – auch wenn wir manchmal den Eindruck haben, in einer ganz speziellen geschichtlichen Phase zu leben. Leid und Tod kannten die Menschen um Jesus von Nazareth, wie auch um Paulus von Tarsus herum, auch. Und wie die Zuhörer und Zuhörerinnen Jesu, so sind es auch nicht wir, die gegenwärtig am meisten Unrecht und Leid selbst erfahren. Wenn ich in die Welt schaue, dann komme ich mir sehr privilegiert vor. Aber: Wie kann ich mit erfahrenem und gesehenem Bösen umgehen? Wie sind sinnlose und belastende Erfahrungen zu deuten?
Das Sonntagsevangelium stellt zuerst einmal fest, dass die Leute, die Ziel des Bösen sind, nicht grössere Sünder sind als wir, und dass wir nicht verschont werden, weil wir bessere Menschen sind oder weil wir Christen und Christinnen sind. Das Böse ist eine eigene und freie Grösse und wirkt, wo es will und wie es will. Die leidtragenden Menschen sind nicht per se schlechtere oder ungläubigere Menschen. Sowohl Jesus von Nazareth wie auch Paulus von Tarsus laden uns jedoch ein, im Angesicht des Bösen, des Verderbens den Blick auf uns selbst zu richten und unser eigenes Tun kritisch zu überdenken. Nach einer gründlichen Selbst-Betrachtung und Selbst-Einschätzung sollen wir einen guten Lebensweg wählen und entsprechend handeln, Früchte bringen.
Und Jesus erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und als der Mann kam und nachsah, ob der Feigenbaum Früchte trug, fand er keine. Da sagte der Mann zu seinem Winzer: Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll der Feigenbaum weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Winzer erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen! (Lk 13,6-9)
Das Gleichnis richtet seinen Blick nicht nach aussen, auf die Ungerechtigkeit und Bosheit in der Welt. Betrachtet werden ein konkreter Feigenbaum und seine fehlende Frucht im Garten eines Mannes.
Der Mann stellt fest, dass der Feigenbaum auf fruchtbarem Boden steht. Eigentlich will er diesen ertragslosen Baum umhauen. Doch tritt noch ein zweiter Mensch, ein Winzer, auf: Herr, lass den Feigenbaum dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen.
Mir raten die Predigt eines Paulus von Tarsus und vor allem das Gleichnis vom Feigenbaum eines Jesus von Nazareth, mich mit Blick auf Ungerechtigkeit und Bosheit in der Welt nicht lähmen zu lassen und zu verzweifeln. Fragwürdiges gibt es in Gottes Welt und ist für mich, für uns nicht wirklich erklärbar oder begründbar. Auch gute Menschen kommen unter die Räder, werden getötet oder müssen leiden. Und da kann ich mich auch nicht rühmen, nur weil ich davon verschont wurde. Das Böse kann auch mich völlig unbegründet treffen. Es steht ausserhalb meiner eigenen Verfügbarkeit. Aber es gibt einen Bereich meiner Einfluss-Sphäre; und darin soll ich Früchte bringen. Da darf ich sogar vertrauen, dass mir jemand den Boden bereitet, mir beisteht, zu mir schaut, mir aber auch Zeit gibt – vergleiche den Winzer im Gleichnis. Das ist für mich eine stärkende und hoffnungsvolle Verheissung.
Ich bin für meine Früchte, mein Handeln selbst verantwortlich. Und die Fastenzeit als eine Zeit der Wahl und Neu-Ausrichtung lädt mich ein, den Blick vom allzu fernen, vielleicht blockierenden Begebenheiten zu lösen und mich mit meinem eigenen Leben und meiner Einfluss-Sphäre auseinanderzusetzen. Verantwortlich bin ich zuerst einmal für meine Taten, meine Früchte, mein Handeln und Sein. Bei einem Feigenbaum erwarten wir Feigen, bei einem Apfelbaum Äpfel, und bei Adrian Müller …? Und bei Ihnen …? Ja, mir kommen einige Bereiche in den Sinn. Nicht nur Schlechtes. Da gibt es Früchte in meinem, in unserem Leben – und die sind wichtig.
Ob der Feigenbaum im kommenden Jahr Frucht gebracht hat, das erzählt uns das Gleichnis nicht. Die Erzählung hat einen offenen Schluss und lädt uns ein, unser eigenes Leben zu betrachten, nach unserem eigenen Boden, Umfeld zu schauen und darin fruchtbar zu werden. Ach ja, kennen Sie den mutmachenden Satz: «Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.» Dieser Mut-Satz wird fälschlicherweise Martin Luther zugewiesen, geht aber auf den Propheten Mohammed (570-632) zurück. Der Winzer des Gleichnisses lädt uns immer wieder neu ein, Früchte zu bringen.

Diese Predigt wurde auch im Spital Schwyz gehalten. Einleitung zu Beginn:

Liebe Brüder und Schwestern, wenn ich das heutige Evangelium ernst nehme, dann gibt es mir einige Hinweise für meinen Umgang mit Krankheit und Leiden. Und diese stelle ich gerne an den Beginn dieses Gottesdienstes.
• Grundsätzlich wissen wir nicht, warum wir Böses und Krankheit erleben. Jesus warnt davor, dem Kranken, Sterbenden die Schuld dafür zu geben.
• Über Krankheit sollen wir nicht abstrakt und weltfremd diskutieren, sondern differenziert und sehr fallbezogen.
• Heilung geschieht in langsamen Schritten und kann manchmal Jahre dauern, wenn es überhaupt zur Heilung kommt. Der Ausgang unserer Bemühungen kann offen sein.
• Es gibt Menschen mit Fachwissen, die uns beistehen, die uns helfen können und sich für unsere Heilung einsetzen. Auch da wo andere schon den Kopf in den Sand stecken.

Biblische Überraschungen

Wussten Sie, dass nach dem Lukas-Evangelium Johannes der Täufer im Gefängnis landete, bevor er am Jordan Jesus taufen konnte. Oder auch, dass das Gleichnis vom anvertrauten Geld absolut nichts mit menschlichen Talenten und Gaben zu tun hat – der vermeintliche Versager ist eigentlich der Held der Geschichte. Ab dem 16. März 2025 gebe ich der Rätsel Lösungen – sofern man das so nennen darf – bei der Zürcher Telebibel. Viel Vergnügen und gute Nerven also.

Ein vollkommen neues Feuer

Aus ITE 2025/1; Feuer: geliebt – gedeutet – gefürchtet

Die Liturgie der Osternacht lebt vom Entzünden des Osterfeuers, das wiederum als Start für weitere Handlungen dient. Interessanterweise wurde früher an einigen Orten das Feuer durch das Schlagen von Steinen entfacht. Damit sollte deutlich gemacht werden, dass mit dem Osterfeuer etwas ganz Neues entsteht. Da wird nicht nur – wie beim Olympischen Feuer – das brennende und lebendige Licht weitergetragen und weitergegeben. Nein, beim Steinschlagen entsteht ein neuer Funke und ein neues Feuer. Es ist dies ein Zeichen der Auferstehung, eines wahrlich neuen Anfangs. Es ist dies nicht bloss Übergang oder das neu entfachen einer Glut.


Die Jahreszeiten sind ein Symbol des Werdens, Vergehens und wieder neu Werdens.


In unseren Breitengraden kennen wir vier – auf einander folgende – Jahreszeiten. Auf das Absterben des Herbstes und den Tod des Winters kommt bei vielen Pflanzen das Neu-Werden des Frühlings. Es ist ein Bild des Kommens und Gehens. Selbst Menschen erleben manchmal einen weiteren, zweiten Frühling und handeln entsprechend. Die Jahreszeiten sind ein Symbol des Werdens, Vergehens und wieder neu Werdens.


Mit der Auferstehung feiern Christen und Christinnen ein echtes und einmaliges Neu-Werden in Jesus Christus: Sterben, Tod und Auferstehung.

Es geht nicht um das Gleiche im Alten, sondern um eine echte Neu-Schöpfung, um ein neues Werden. Ostern zeigt nicht die Fruchtbarkeit des Frühlings nach dem Winter, sondern das neue göttliche Leben nach dem Tod. Zuerst einmal für den verstorbenen Jesus von Nazareth, dann aber auch für alle Menschen, für die ganze Schöpfung, Erde und Himmel. Darin liegt die Hoffnung für uns Christen und Christinnen.


Weg von Draussen nach Drinnen
Normalerweise wird das Osterfeuer draussen, vor der Kirche, angezündet. Es ist dies ein sinnlicher und stiller Moment, wie er in der Liturgie eher selten vorkommt. Man steht im Kreis um das Feuer, an der Kälte sowie in der Dunkelheit, und sieht die ersten Funken springen. Die Gläubigen warten, bis das Feuer richtig brennt. Dieser Vorgang kann kaum beschleunigt werden – und wer dies mit Petroleum versuchte, würde sich selbst disqualifizieren. Die Gemeinschaft schweigt und hört dem Knistern der Holzscheite zu. Dunkelheit und Kälte können sich ausbreiten – das gilt auch für das Feuer. Licht und Wärme breiten sich nun aus.
Wenn alles Holz brennt und lodert – das Osterfeuer soll die dunkle Nacht erleuchten! –, wird das Feuer gesegnet und die Osterkerze daran entzündet. An der brennenden Kerze entzünden die Mitfeiernden ihre eigenen Kerzen. Anschliessend wird die Osterkerze mit dem Ruf «Licht Christi» in die möglichst dunkle Kirche getragen. Was nützt eine Kirche, wenn sie nicht vom Licht Gottes erhellt wird?! Die brennende Osterkerze symbolisiert Christus als Licht für die Menschen und die Welt.


Vom Frühlings- zum Osterfeuer
Das Christentum ist nicht im religionsfreien Raum entstanden. Und es ist nicht nur das Judentum, welches das Christentum und seine Feiern geprägt hat. Im Judentum sind mehrarmige Leuchter von grosser Bedeutung. Der siebenarmige Leuchter ist eines seiner wichtigsten religiösen Symbole. Für das achttägige Lichterfest wird ein acht- oder neunarmiger Leuchter verwendet. Im Christentum ist die Osterkerze in Rom seit dem fünften Jahrhundert nachgewiesen.
Christliche Missionare nahmen den germanischen Brauch des Frühlingsfeuers auf und integrierten das Osterfeuer in die christliche Liturgie.
Zu Ehren Wodans, des Hauptgottes in der nordischen und kontinentalgermanischen Mythologie, wurden Frühlingsfeuer entzündet. Wodan ist der bestbezeugte Gott bei den germanischen Stämmen und Völkern der Wanderungszeit. Christliche Missionare nahmen vermutlich diesen Brauch auf und integrierten im achten Jahrhundert das Osterfeuer in die christliche Liturgie. Seit dem zehnten Jahrhundert kennt man Segensgebete für das Osterfeuer.

Im Dickicht des Lebens

Predigt zu den Seligpreisungen, Lk 6,17-26

Das heutige Tagesevangelium erinnert mich an Moses. Er stieg auf den Berg und brachte dem Volk die zehn Gebote Gottes; also eine Orientierungsrichtlinie für gutes und gottgefälliges Leben.
Auch Jesus war auf dem Berg in der Gottesbegegnung und kommt mit den zwölf Jüngern in die Ebene. Eine grosse Schar Jünger und viele Menschen versammelten sich um ihn. Jesus trifft sich also in den Niederungen des Alltags mit den Leuten, so würde ich meinen.
Moses brachte zwei Tafeln mit Geboten. Es sind dies Worte und ist zuerst einmal theorielastig. Den Lesenden mit den zehn Geboten gesagt, was sie zu tun werden und was sie zu unterlassen haben.
Jesus von Nazareth ist praktischer veranlagt. Er hat Kraft und bringt Heilung; Heilung von körperlichen und psychischen Krankheiten. Und darin sehe ich auch die erste Aufgabe in unserem Leben der Jesus-Nachfolge. Unsere Kräfte sollen wir für unsere Nächsten einzusetzen, damit sie körperlich und psychisch heil werden, oder zumindest in ihrem Leiden begleitet werden und einigermassen gut leben können. Das gilt für die vielen Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem, dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon. Auch Schwyz.
Uns für die vielen Menschen in Schwyz und Umgebung heilsam einzusetzen. Darin sehe ich unseren Auftrag als Jünger und Jüngerinnen. Als Ortskirche sind wir hier engagiert. Ich möchte hier primär einmal an die Kirso, die Kirchliche Sozialberatung Innerschwyz erinnern. «Die KIRSO ist eine professionelle Anlauf- und Beratungsstelle für Personen aus der Region Innerschwyz. Menschen in schwierigen Lebenslagen finden hier Beratung, Unterstützung und Begleitung, unabhängig von Religion und ethnischer Zugehörigkeit.» kann man auf der Homepage www.kirso.ch lesen. Und ich weiss, Franz Schuler und Judith Rüegg leisten gute und verantwortungsvolle Arbeit.
Die Antonius-Gelder, die dem Kapuzinerkloster abgegeben werden, gehen an die Kirso, für die Menschen in schwierigen Lebenslagen. Auch unterstützt das Kloster die Arbeitsstelle finanziell und ideell. Bald ist die GV des Vereins «Diakonie Innerschwyz» und ich bin gespannt, wie die soziale Situation in der Innerschwyz aussieht.
Doch Jesus geht noch einen Schritt weiter. Er wendet sich im Lukasevangelium in vier Seligpreisungen und vier Wehe-Rufen an seine Jünger und Jüngerinnen. Seligpreisungen: armutsbetroffen und hungernd bin ich nicht, selten weinend und auch nicht gehasst. Gut, manchmal ist es nicht nur einfach, römisch-katholisch zu sein. Menschen wenden sich ab von der Kirche, die Austrittszahlen sind hoch. Doch haben wir als Kirche, als Jünger und Jüngerinnen in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart einige Fehler gemacht. Da habe ich mich, wir uns als (römisch-katholische) Kirche zu verbessern und allen Menschen Kraft der Heilung zu werden.
Die Weh-Rufe decken wohl eher meinen heutigen Alltag ab. Ja, ich bin reich – gut nicht steinreich – ; ich bin satt – und manchmal übersatt. Nein, ich habe nicht den ganzen Tag zu lachen, auch wenn ich mich als glücklichen Menschen erfahre. Ab und zu darf ich auch ein Lob ernten und das macht mir Freude. Die Option für die Armen ist nicht unbedingt eine Option für Adrian. Nun, ich hoffe nicht gänzlich auf der Strecke zu bleiben.
Jesus macht mich also mit seinen Seligpreisungen und Wehrufen betroffen. Da kann ich mich gewiss nicht gemütlich zurücklehnen und alles ist gut. Ich sehe sie eher als eine Herausforderung, meine Kräfte wahrzunehmen, heilsam einzusetzen und mich aber als Christ immer wieder kritisch zu orientieren und zu hinterfragen:
Bin ich auch für alle Menschen heilsam, körperlich und psychisch?
Bin ich mir bewusst, dass Jesus mit den Seligpreisungen und Weh-Rufen die Welt auf den Kopf stellt. Nicht die Reichen und Satten, die Menschen auf der Sonnenseite und die umgarnten Grossen bekommen seine Aufmerksamkeit und sein Lob. Jesus stellt für uns Jünger und Jüngerinnen Menschen am Rand ins Zentrum. Und warum das? Das Reich Gottes kennt andere Massstäbe als Kapuziner zuerst oder Switzerland first oder Geld regiert die Welt oder der Mensch ist des Menschen Wolf. Nein, heilsam und solidarisch werden wir heute und in Zukunft ins Reich Gottes einziehen – und das wird unsere Freude sein. Die Güte, der Erfolg einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft zeigt sich im Umgang mit den Armen, Hungrigen, Traurigen und den Menschen am Rand. Amen.

War bei mir der Geist dabei?

Predigt zu Taufe des Herrn; Apg 10,34-38; Lk 3,15-16.21-22

Eine erste Erfahrung: Letzten November reiste ich ins Kapuziner-Kloster Meran in die Ferien. Im Bus ab Mals setzte sich eine Jesus begeisterte Frau neben mich. Sie besucht wöchentlich eine Christengemeinde und kam schnell auf ihre Geisttaufe zu sprechen. Sie weiss genau, wann und wo sie vom Heiligen Geist getauft wurde, und seither ist sie Christin. Natürlich wollte sie auch von mir wissen, wann und wo ich vom Heiligen Geist getauft worden sei. Darauf habe ich leider keine genaue Antwort. Ich wurde als Säugling getauft und kann mich nicht an meine Taufe erinnern. Meine Eltern tauften mich – und ich bin ihnen heute dankbar für diese Entscheidung. Mit Worten, Wasser und Taufhandlung wurde ich getauft. Natürlich würde ich vermuten, dass der Heilige Geist auch dabei war.
Eine zweite Erfahrung: Letze Woche hörte ich einen Podcast über eine Online-Kirche. Alles geschieht bei ihr online, im Internet. Da gibt es Pfarrer und Pfarrerinnen, die betreiben Seelsorge wie auch die Sakramente im Netz. Auf der Homepage kann man Porträts dieser Pfarrer:innen sehen und einen dazugehörenden Avatar. Auch der Täufling muss sich im virtuellen Raum einen Avatar aussuchen und nach entsprechender Online-Taufkatechese gibt es eine Online-Taufe. Der Journalist fragte natürlich, ob eine solche Taufe theologisch überhaupt möglich sei? «Natürlich,» war die Antwort. «Der Heilige Geist kann wirken, wo er will, auch in einem Online-Room; auch im World Wide Web!» Er weht, wo er will.
Im heutigen Tagesevangelium sagt Johannes der Täufer: «Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, … Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.» Und später erzählt dieses Tagesevangelium wie der Heilige Geist auf Jesus herabkam. Jesus bekam nach dem Lukasevangelium eine Wassertaufe, den Heiligen Geist und ein Wort Gottes zugesagt: «Du bist mein geliebter Sohn.» Interessanterweise spricht Petrus in der heutigen Tageslesung der Apostelgeschichte, nicht von Jesu Taufe, sondern: «wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, …»
Für viele christliche Kirchen und Christ:innen heute ist klar, dass man durch die Taufe Christ wird. Ein kleiner Blick in die Religionen: Im Islam wird man ein Gläubiger, indem man die erste Sure (Al-Fatiha – Die Eröffnende) betet und das Gesagte auch entsprechend bekennt. Grundsätzlich wird ein Kind einer jüdischen Mutter jüdisch. Es gibt Möglichkeiten der Konversion zum Judentum.
Aber wie steht es nun mit der Taufe und deren gegenseitigen Anerkennung unter den unterschiedlichen Konfessionen? Wichtig ist mir persönlich die gegenseitige Anerkennung der Taufe von mehreren Kirchen. Zu nennen sind vor allem die Lima-Erklärung (Peru) von 1982 oder die Magdeburger-Erklärung von 2007. In der Magdeburger-Erklärung steht:
Jesus Christus ist unser Heil. Durch ihn hat Gott die Gottesferne des Sünders überwunden (Römer 5,10), um uns zu Söhnen und Töchtern Gottes zu machen. Als Teilhabe am Geheimnis von Christi Tod und Auferstehung bedeutet die Taufe Neugeburt in Jesus Christus. Wer dieses Sakrament empfängt und im Glauben Gottes Liebe bejaht, wird mit Christus und zugleich mit seinem Volk aller Zeiten und Orte vereint. Als ein Zeichen der Einheit aller Christen verbindet die Taufe mit Jesus Christus, dem Fundament dieser Einheit. Trotz Unterschieden im Verständnis von Kirche besteht zwischen uns ein Grundeinverständnis über die Taufe.
Deshalb erkennen wir jede nach dem Auftrag Jesu im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit der Zeichenhandlung des Untertauchens im Wasser bzw. des Übergießens mit Wasser vollzogene Taufe an und freuen uns über jeden Menschen, der getauft wird. Diese wechselseitige Anerkennung der Taufe ist Ausdruck des in Jesus Christus gründenden Bandes der Einheit (Epheser 4,4–6). Die so vollzogene Taufe ist einmalig und unwiederholbar.

Dem Text dieser Vereinbarung stimmten zu:
• Römisch-katholische Kirche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz
• Evangelische Kirche in Deutschland
• Orthodoxe Kirche in Deutschland
• Evangelisch-methodistische Kirche
• Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
• Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland
• Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland
• Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland
• Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen
• Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeinde
• Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland
Liebe getaufte Christen und Christinnen, das war nun die kirchen-theologische Sicht auf Taufe und Christsein. Ich selber will niemandem das Christsein absprechen. Und so, wenn mir jemand sagt, er oder sie sei Christ:in, dann ist dem für mich so.
Die Taufe – auch meine eigene Taufe als Säugling – halte ich hoch und sehe darin vor allem die Aufnahme in die Gemeinschaft der römisch-katholische Kirche, verbunden mit anderen Kirchen. Für mein Christsein, vielleicht besser für meine Jesusnachfolge bemühe ich mich jeden Tag wieder neu.
Meine eigene Taufe sagt mir vor allem, dass Gott und meine Familie ja gesagt haben zu mir. Und das ist schön. Und als gefirmter Christ ist mir dabei wichtig, meinen Glauben verantwortungsbewusst zu leben und stets offen für neue göttliche Initiativen zu bleiben.

Brüderlichkeit ohne Grenzen

Edito zu ITE 2024/5

Das Mittelbild von ITE zeigt diesmal Kapuziner auf einem Baugerüst. Ja, eine Brüdergemeinschaft ist eine stete Baustelle. Einerseits muss immer wieder renoviert und saniert werden. Doch manchmal braucht es mehr. Dann muss abgerissen oder aufgebaut werden. Das ist auch der Lauf der menschlichen Geschichte. Jeder und jede von uns kennt unterschiedliche Lebensalter und am Ende den Tod – für Christen und Christinnen die Hoffnung auf die ungetrübte Gegenwart Gottes.
Auch die Schweizer Kapuziner haben sich seit Beginn stets verändert und sich neuen Situationen angepasst. Dabei war es oft kein Spass, sondern äusserlicher Zwang, der diese Entgrenzung einforderte. Bruder Niklaus Kuster zeichnet diese fünfhundertjährige Kapuziner-Geschichte der steten Aufbrüche und Veränderungen nach. Die beiden in der Schweiz geborenen Kapuziner Paul Hinder und Mauro Jöhri schildern ihre Erfahrungen mit dem Weltorden der minderen Brüder Kapuziner und der Weltkirche – neben der geschichtlichen auch eine geografische Entgrenzung. Der aus Indien stammende Guardian vom Kloster Wesemlin in Luzern, Bruder George Francis Xavier erzählt von kulturübergreifenden Erfahrungen im In- und im Ausland für jüngere Brüder. Tobias Rauser zeigt uns, was im deutschsprachigen Norden der Schweiz bei den Kapuzinern am Entstehen ist und vielleicht auch bald die Schweizer Kapuzinerprovinz beeinflussen könnte.
Doch die grössten Veränderungen des Chefredaktors in den kommenden Monaten sind noch ganz andere: Wohlverdiente Gestalter unseres Magazins sind pensioniert und wechseln in einen neuen Lebensabschnitt. Ich denke an unseren Redaktionsassistenten Stefan Rüde und unseren Grafiker Stefan Zumsteg. Für sie, die stets professionell und ruhig im Hintergrund gewirkt haben, ist dies die letzte ITE-Nummer, die sie gestaltet haben. Ende August wurde zudem unsere Redaktionsassistentin der Westschweiz, Nadine Crausaz, pensioniert. Die drei werden im Kaleidoskop würdig verabschiedet. ITE wird im 2025 in einer anderen Druckerei gedruckt und neue Personen werden das Magazin gestalten. Doch möchte ich hier Stefan Rüde, Stefan Zumsteg und Nadine Crausaz ganz herzlich danken für ihre oft mit Herzblut und Begeisterung getane Arbeit. Chapeau!!! Es war schön. Danke.

Gebären und gewahr werden; bewahren und erwägen

Predigt vom 25. Dezember 2024; Lukas 2,15-20

Das eine ist es «Ja» zu sagen, das andere dazu zustehen, es geschehen zu lassen, auch wenn es anders kommt, als frau oder man es vielleicht gedacht und erwartet hat. Solche Erfahrungen prägen das Leben, sei dies als zwischenmenschliche Erfahrung, sei dies als eine Erfahrung des Glaubens-Lebens. Die meisten unter uns haben schon vor Jahren, ja Jahrzehnten zu Menschen «Ja» gesagt, zu Aufgaben und Verpflichtungen «Ja» gesagt. Und immer wieder neu «Ja». Vielleicht hat sich das eine oder andere dieser «Ja» erfüllt, andere vielleicht verlaufen und wiederum andere fordern uns immer noch heraus, belasten uns.
Ein Kapuziner sagt zu einer Gemeinschaft «Ja», zu unterschiedlichen Aufgaben und vor allem zu Menschen. Auch sie, liebe Mitmenschen an der Krippe haben in ihrem Leben zu einigem «Ja» gesagt. Dabei weiss der Mensch zu Beginn oft, vielleicht meistens gar nicht, zu was sie oder er wirklich ja gesagt hat. «Wenn ich alles gewusst hätte, dann …» kann man manchmal hören. Manchmal geht das einem auch still durch den Sinn.
Die junge Frau Maria, eher noch Mädchen (?), hat Gott auch «Ja» gesagt. Gut, eine Klärungsfrage wurde ihr erlaubt, Zacharias wurde eine solche verübelt. Das «Ja» von Maria bedeutete neun Monate Schwangerschaft und dann eine Geburt unter erschwerten äusserlichen Bedingungen. In den vergangenen Tagen ging es in einem Roman, den ich hörte, um Geburts-Erfahrungen von einer Frau samt postnatalen Depression. Diese ist auch in der Schweiz heute keine Seltenheit: «Zwischen 15 und 20% der Frauen (je nach Studie) – demnach bis zu 16’000 pro Jahr – stürzt dieses sogenannt freudige Ereignis in die Krise: Sie erleiden eine postpartale Depression (umgangssprachlich auch oft als postnatale Depression bezeichnet oder als Wochenbettdepression bekannt).» https://postpartale-depression.ch/de/
Ach ja: «Auch Väter können daran erkranken, ca. 10% sind nach der Geburt ihrer Kinder von einer Depression betroffen.» In einem Interview mit einer Geburtshelferin las ich über Komplikationen bei der Geburt. Diese sind nicht zu unterschätzen. Dank einem Kaiserschnitt habe ich selber meine Geburt überlebt. In der freien Natur wäre ich vielleicht tot, vielleicht gar nicht zur Welt gekommen. Meine Nabelschnur hatte ich in meinem Bewegungsdrang um mich geschlungen. Gut, Menschen, die mich als kleinen Knopf kannten, staunen heute, wie ruhig und bedächtig ich geworden bin.
Maria, zu was allem hast du ja gesagt. Das heutige Tagesevangelium erzählt, wie Engel bei den Hirten waren und wieder gegangen sind. Die Hirten eilten darauf zu Maria und Josef und erzählten ihnen, was ihnen von den Engeln verkündet worden ist. «Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.» Nein, die junge Frau macht kein grosses Aufhebens: «Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.» Vermutlich hat sie das noch einige Male gemacht, während den 33 Jahren, die sie Jesus von Nazareth im Leben begleitet hat. Auch nach dessen Tod hat sie vermutlich noch viele Worte bewahrt und im Herzen bewogen.
Liebe Mitmenschen an der Krippe, auch wir haben in unserem Leben einige Worte mitbekommen, sie hoffentlich auch bewahrt und erwogen. Worte unserer persönlichen Geschichte mit Menschen und hoffentlich auch mit Gott. Hoffentlich durften wir immer wieder Staunen über das, was das Leben uns geschenkt hat. Vielleicht begleiteten uns ab und zu auch Depressionen und Verzweiflung. Und von Maria kennen wir einige Situationen, da sie wegen ihrem Sohn Jesus gelitten hat. Über allem steht jedoch der lebenspendende Gott und SEIN «JA» zum Geheimnis Leben. Und trotzdem, auch Maria hatte in ungewisser Situation «Ja» gesagt.
Und was mir dieses Jahr wichtig geworden ist an Weihnachten, fand ich im Text «Und Weihnachten geschieht!» von Andrea Schwarz: «Weihnachten kann man nicht machen – Weihnachten geschieht und wird und ist. Weihnachten – das ist das Geschenk Gottes an uns Menschen. Und Weihnachten ist und war und wird sein – egal, ob alle Fenster geputzt sind, wir alle Geschenke haben, die Weihnachtspost erledigt ist, es in den Geschäften keinen Lachs mehr gibt. … – Weihnachten geschieht.» (Aus: Eigentlich ist Weihnachten ganz anders. Hoffnungstexte).
Jahr für Jahr stehen, beten, meditieren wir mit Maria und Josef, den Hirten vor dem Kind in der Krippe. Wir lassen geschehen und erinnern uns an die Botschaft der Engel an die Hirten und deren Worte an Maria und Josef. Es ist dies auch eine Botschaft an uns und wir dürfen staunen, Kraft gewinnen für unser Leben, für unsere «Ja» zum Leben, zu Menschen und zu Gott. Und vielleicht begleitet uns in diesen Tagen der Vierschritt: Gebären und gewahr werden; bewahren und erwägen. Amen

Indonesien

Edito zu ITE 2024/4 Indonesien – Ein franziskanischer Rückblick

Als mir vor dreissig Jahren Br. Adjut Mathis (2023 gestorben) erstmals von seiner indonesischen Pfarrei und den vielen Gläubigen erzählte, da staunte ich. Vielleicht zwei Mal im Jahr konnte er die vielen Dörfer seiner Pfarrei besuchen. Und dazu war er stets weite Strecken auf dem Weg. Berühmt ist eine Foto des Missionars: Adjut sitzt lässig auf einem Töff, am Rücken trägt er eine Holzbränte und daran ist ein Velo festgezurrt. Solange die Strassen es erlaubten, fuhr Adjut mit dem Töff. Dann ging es zu Fuss oder mit dem Velo weiter.

Ähnliches höre ich im Moment von Br. Jakob Willi, der heute mit mir im Kloster Schwyz lebt. Sein Hauptverkehrsmittel war in Indonesien das Schiff. 2005 gehörten 226 Dörfer zu seiner Pfarrei. Sowohl bei Br. Adjut als auch bei Br. Jakob waren einheimische Katecheten, die vor Ort lebten und wirkten von sehr grosser Bedeutung.

Solche Seelsorge-Situationen scheinen eine Wirklichkeit für die Zukunft in Europa zu werden. In www.katholisch.de war am 6. Mai 2024 der Artikel «Anonym, aber notwendig: Über Sinn und Unsinn von Grosspfarreien» publiziert. Im Bistum Freiburg (DE) arbeitet man an einer Pfarreienreform, «die die Zahl der Einheiten dramatisch verringern soll: von 1000 Einzelpfarreien in 200 Seelsorgeeinheiten auf nur noch 36 Pfarreien ab 2026 – mit zum Teil über 100’000 Katholiken pro Pfarrei».

Ähnliche Fragen beschäftigen die Diözesen und die Landeskirchen in der Schweiz. Es fehlen Theologen und Theologinnen sowie Priester für die Seelsorge. Als Lösung erhofft man sich viele engagierte Freiwillige, die die Kirche in die Zukunft tragen. Vielleicht hilft uns der Blick nach Indonesien, Lösungen für schweizerische Pfarreien und Kirchenprobleme zu finden?

Als ich Br. Jakob nach seinen positiven Missionserfahrungen in Indonesien fragte, meinte er schmunzelnd, dass einer seiner grössten Erfolge als Missionar der Druck von Kirchengesangbüchern war. Viele wollten ein solches Buch – selbst wenn sie nicht lesen konnten – ergänzte er lachend. Überraschende und kreative Sichtweisen wünsche ich uns mit Blick auf die indonesische Kirche in dieser ITE-Ausgabe und dann eben solche Lösungen für die Schweiz.

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Hörend – mitgehend – handeln

Predigt vom 3. November 2024, Mk 12,28-34; Dtn 6,2-6

«Und es trat zu Jesus einer der Schriftgelehrten, der zugehört hatte, wie Jesus und die Sadduzäer miteinander stritten. Als der Schriftgelehrte sah, dass Jesus den Sadduzäern gut geantwortet hatte, fragte er Jesus: Welches ist das höchste Gebot von allen?» So beginnt der Evangelist Markus das heutige Sonntagsevangelium bei Mk 12,28. Der Schriftgelehrte zeichnet sich durch Zuhören und Aufmerksamkeit aus. Das Streiten der anderen schreckt ihn nicht ab. Im Gegenteil. Darin liegt das gemeinsame Suchen. Gutes, offenes, ja verstehendes Zuhören ist dem Evangelist Markus ein Anliegen. Mehrmals kommt das in seinem Evangelium vor. Beispielsweise der Satz «Wer Ohren hat zu hören, der höre!» (Mk 4,9 und 4,23)
Das gute aufmerksame Hören ist in der jüdischen Spiritualität verankert. In der heutigen Lesung hörten wir das bekannte und wichtige «Schema IsraEL»: «Höre Israel» (Dtn 6,4). Oder einen Satz früher die Aufforderung von Gott an sein Volk: «Deshalb sollst du hören» (Dtn 6,3). Hören meint Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und entsprechendes Handeln. Hören kann verändern. Wer hinhört weiss anschliessend oft mehr als vorher. Hören ist eine Haltung des Interessens, des Lernens und vor allem der Liebe.
Im heutigen Tagesevangelium kommt ein Schriftgelehrter zu Jesus, der hingehört hat und darum etwas von Jesus hören, wissen will. Dies weil er in Jesus von Nazareth Vertrauen und Achtung gefunden hat. Der Schriftgelehrte hat Fragen; er ist offen und empfänglich!
Bei solchen biblischen Texten müssen wir Christen und Christinnen aufpassen. Oft haben wir das Gefühl, dass Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrte Jesus nur Fangfragen gestellt haben, um ihn bloss zu stellen und ihn zu bekämpfen. Im heutigen Evangelium kommt der Schriftgelehrte zu Jesus, weil er diesen echt hören will und ihn etwas herumtreibt. Der Schriftgelehrte sucht Dialog und hört hin.
«Welches Gebot ist das erste von allen?» (Mk 8,28) ist die kurze und klare Frage. Der Schriftgelehrte weiss um die jüdischen 613 Gebote und Verbote der Tora. Er kennt die Schrift und gewiss auch das Schema IsraEL. Und der Schriftgelehrte will tiefer gehen und mehr verstehen. Er will seinen Glauben vertiefen. Er ist bereit hinzuhören. Jesus antwortet pointiert.
Der hörende und verstehende Schriftgelehrte denkt mit und weiter. Es geht nicht primär um Brandopfer und andere Opfer, sondern um die Gottes-, Nächsten wie Selbstliebe. Diese Antwort des Fragestellers und Weiterdenkers wird von Jesus kommentiert: «Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr Jesus eine Frage zu stellen» (Mk 12,34).
Mir persönlich gefällt diese Erzählung aus dem Markusevangelium. Da finden zwei Hörende zum Dialog, ergänzen sich und finden zueinander und zu Gott. Sie haben sich gegenseitig bereichert und ihren Glauben genährt. Und auch die Umgebung spürt das und spielt mit. Wenn alles gesagt ist, dann ist Ruhe angesagt und diese wird nicht zerredet und gestört. Manchmal landet man beim gemeinsamen Schweigen vor Gott, auch eine Art Hören auf Gott hin. Da braucht es keine Worte mehr, sondern nur noch ein gemeinsames Hören und Verweilen bei Gott. Der menschlichen Worte waren genug, jetzt darf man gemeinsam auf Gott hören und handeln.
In den letzten Wochen fand der Abschluss eines langen und für viele Menschen intensiven Hörens und Austauschens der Weltkirche statt. Eine synodale Kirche hat auf Gott und auf ihre Getauften gehört. Die in Chur lehrende Theologin Eva Maria Faber meint: Auf der Weltsynode wurde über vieles diskutiert. Der Reformbedarf in der Kirche ist erkannt und wurde offen angesprochen. Umso mehr ist die Kirche in der Schweiz nun gefordert, die «weichen» Formulierungen des Synodendokuments in den konkreten kirchlichen Alltag auszubuchstabieren. Vgl. Redaktion kath.ch vom 28.10.2024.
Die Weltkirche hat nun auf das Leben der Ortskirchen und das Wirken des Geistes gehört und weitergedacht. Nun sind wir, die Kirche von Schwyz, dran auf die Weltkirche und unsere Lebensrealität zu hören und weiterzudenken. Da kann es immer wieder Perioden des gemeinsamen Schweigens und Suchens geben. Doch auch immer wieder neu ein Hören auf Gott, den Geist und seine Schöpfung hin. Und eben auch das richtige Handeln ist nicht zu vergessen. Dazu wünsche ich uns ein offenes Hören, das Schema IsraEL, Achtsamkeit und auch den heiligen Geist, der uns vorwärts treibt auf das Reich Gottes hin. Vielleicht hören wir dann Jesus Christus sagen: Ihr seid nicht fern vom Reich Gottes. Amen.