Löst Maria ihm die Knoten?
Der neue Bischof von Rom fasziniert. Er ist nun ein Jahr im Amt. So ist es höchste Zeit, dass sich ite etwas näher und fundierter mit Papst Franziskus auseinandersetzt. Begegnet ist mir in den Vorbereitungen zu dieser Ausgabe vor allem ein Mensch mit einem motivierenden Stil und auch ein Kirchenmann, der zuhören kann und enorm dialogfähig zu sein scheint. Wenn wir von Papst Benedikt vor allem theologische Werke kennen, so gibt es bei Papst Franziskus viele Interviews und Gespräche, die zu studieren sich lohnen.
Und wie im franziskanischen Kontext üblich, gibt es zum neuen Bischof von Rom witzige Fioretti (franziskanischer Anekdotenstil) zu hören. Wie schon bei Franz von Assisi ist man bei solchen Geschichten nicht wirklich sicher, ob sie sich auch so abgespielt haben. Doch sagen sie bestimmt einiges über Franziskus, sei es nun derjenige von Assisi oder auch von Rom, aus. So ist mir aus dem Umkreis der Schweizergarde folgende Erzählung zugetragen worden:
Papst Franziskus residiert nicht in den päpstlichen Gemächern, sondern im vatikanischen Gästehaus. Da haben die Gardisten die Aufgabe, den Papst zu bewachen oder manchmal, wenn er den Kopf zur Türe hinausstreckt, einen Kaffee zu holen. Das Frühstück isst der neue Bischof von Rom nicht gerne alleine. So setzt er sich jeweils zu einem Menschen hin und beginnt mit ihm zu sprechen. Dabei, so wird erzählt, sei folgende Begegnung beobachtet worden:
Papst Franziskus habe sich eines Morgens vis-à-vis von einem Erzbischof hingesetzt und das Gespräch auf das Frauenpriestertum gelenkt. Was der Erzbischof davon denke, habe er seinen Tischnachbarn gefragt. Dieser verstummte und wusste nicht wirklich, was er mit dieser Frage machen solle. Nach einer Weile Stille habe Franziskus gesagt: «Ja, ja, meine beiden Vorgänger haben uns die Türe dazu geschlossen.» Dann habe er gelacht und gemeint: «Zum Glück habe ich die Schlüssel dazu.»
… So habe ich im Edito von Ite 2014/2 geschrieben. Hier geht es zu meinem Grundsatzartikel für diese Ite-Ausgabe: Knoten sachte und aufmerksam lösen; Zum neuen Stil aus Rom. Hier zum Interview mit Mauro Jöhri, dem Generalminister der weltweiten Kapuzinerfamilie.