Predigt vom 28. April 2024; Apg 9,26-31; Joh 15,1-8
Das
Tagesevangelium mit Weinstock, Winzer und Reben oder eben Jesus, Vater und
Menschen, ist eine wunderbare Meditation zu den Beziehungen von uns Menschen
mit Jesus und seinem, unserem Vater. Dieses Nachdenken zielt auf unser
praktisches und konkretes Leben ab: «Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass
ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger und Jüngerinnen werdet.» (Joh 15,8)
Dieses
Fruchtbringen nimmt die heutige Lesung, die Apostelgeschichte, konkret auf.
Damit möchte ich mich in dieser Predigt auseinandersetzen. Saulus, Jünger,
Barnabas, Apostel, Hellenisten, Brüder und die Kirche in ganz Judäa, Galiläa
und Samaria werden im Text der Apostelgeschichte genannt. Thema ist die
Fruchtbarkeit eines Saulus, die verschiedentlich ausgebremst wird. Zuerst wird
Saulus von den Jüngern an seinem Handeln gehindert. Die Jünger fürchten sich
vor Saulus, der sie ja noch vor Kurzem verfolgt hat. Auch wissen sie gut um den
nicht gerade zimperlichen und konfliktfreudigen Charakter eines Saulus.
Auch in
unserem Leben oder im Leben anderer kann die Biografie und der Charakter ein
Hindernis fürs Fruchtbarwerden sein. Manchmal wird gerne von Glaubwürdigkeit
und Authentizität gesprochen. Sowohl Kirchen wie auch einzelne Christen haben
im Lauf der Geschichte und besonders in den letzten Jahren viel an
Glaubwürdigkeit verloren. Kreuzzüge und Missbrauch sind da die grellsten Stichworte
dazu. Doch gäbe es noch viele andere Versagen kirchlicher Menschen aufzuzählen.
Menschen erzählen Erfahrungen von gewalttätigen Gottesbildern und unethischem
Verhalten kirchlicher Amtsträger und Amtsträgerinnen. Vor allem ältere Menschen
haben manchmal in der Jugend schlechte und unfaire Erfahrungen mit Pfarrern
oder Katechetinnen gemacht.
Interessanterweise
kann in der Apostelgeschichte Saulus seinen Wandel nicht selbst glaubhaft
machen. Ein anderer, Barnabas, macht sich auf, sieht sich Saulus und sein
neues, reformiertes Selbstverständnis genauer an und kann, nachdem er sich
selbst überzeugt hat, Saulus zu den Apostel führen und diesen die Angst nehmen.
Das Zeugnis des Barnabas kann Saulus den Aposteln glaubwürdig machen. Ich
denke, dass das solches Zeugnis auch unseren Alltag sehr prägt. Menschen können
uns schlechtreden wie auch fördern. Auch wir können über Menschen negativ oder
positiv sprechen.
Für die
Glaubwürdigkeit des Zeugen oder Förderers muss das Reden der Wahrheit und der
Realität entsprechen. Schönreden kann nicht die Antwort sein. Informationen
müssen wahr sein. Tu Gutes und dann sprich davon.
In den
Medien spricht man oft vom wohlwollenden Blick auf die Fakten, der zusätzlich gefordert
ist. Als ich im Linthgebiet bei der Tageszeitung gearbeitet habe, da sagten die
Veranstalter oft: «Wir begrüssen auch die Presse und danken für eine
wohlwollende Berichterstattung.» Barnabas sagt den Aposteln nicht einfach, seid
nett mit Saulus, sondern er kann von eigenen Erfahrungen mit Saulus erzählen
und so die Apostel vom glaubwürdigen Lebenswandel des Saulus überzeugen.
Was bedeutet
das heute für die Kirchen und Christen, Christinnen? Interessanterweise zeigen
viele Untersuchungen, dass nicht Liturgie oder Dogmen die Lösung für die
heutige Kirchenkrise sind. Menschen schauen genau, wie Christen und Christinnen
sich gegenüber Armen und Randständigen, alten und behinderten Menschen
verhalten. Kirchen, Christen und Christinnen werden heute glaubwürdig durch
ihre soziale Aufgeschlossenheit und Solidarität.
Wenn ich den
Seitenblick auf Saulus wage, dann lese ich in der Apostelgeschichte, dass
Saulus freimütig im Namen des Herrn auftrat und Streitgespräche führte. Nein,
Christen und Christinnen sollen nicht unscheinbar werden, sie dürfen für ihre
gesunden Werte einstehen. Erst dann werden sie in ihrem Glauben gefestigt und
können in Frieden leben und Früchte bringen. Und vielleicht ist das auch ein überzeugendes
Verhalten gegen die gegenwärtige Austrittswelle von enttäuschten
Kirchenmitgliedern? Denn sie fragen ja oft: «Wieso soll ich in der Kirche
bleiben?» Christen und Christinnen brauchen ehrliche und sichtbare Antworten
auf Fragen und Probleme unserer Zeit.
In der
Apostelgeschichte lesen wir: «Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samárien
hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht des Herrn. Und
sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.» (Apg 9,31) Das wünsche ich
auch uns, der Schwyzer, der Helvetischen Kirche. Und eben, wie sagt Jesus :
«Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine
Jünger und Jüngerinnen werdet.» (Joh 15,8) Amen.