Wo wie wohnen?

Edito zu ITE 2023/2

Als Kind schien mir das Wichtigste in der Klause von Bruder Klaus im Ranft der Stein, das Kopfkissen zu sein. Der Ort, die Schlucht mit dem singenden Wasser, hatte auch eine grosse Bedeutung. Später wurde mir beigebracht, dass das Wichtigste dieser Klause die beiden Fenster sind. Das eine führt in die Kirche, zu Gott, das andere ist für die Menschen gemacht, die mit dem Heiligen sprechen wollten. Und heute betone ich gerne, dass diese Klause nicht weit von seinem Bauernhof entfernt ist; da wo Frau und Kinder weitergelebt und als Bauern ihr Leben gestaltet haben. Ach ja, wie war es mit dem WC?

Es geht in dieser ITE-Ausgabe um Orte, Umgebung, Einrichtung und Lebensformen. Dabei soll die Geschichte, das Nachdenken, unterschiedliche Kulturen sowie die Religion ihren Platz erhalten. Was ist Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wichtig beim «Wie, wo wohnen»? Solche Fragen sind nicht erst heute wichtig, sondern haben auch das religiöse Leben geprägt. Denken sie an Paulus, den Zeltemacher, der von Stadt zu Stadt gezogen ist. Dann die Wüstenväter und -mütter in Ägypten. In der Schweiz zogen die Benediktiner in die Berge oder in die grossen Wälder: Disentis, Engelberg, Einsiedeln oder Romainmôtier. Die Mönche – mono heisst einzig, einzeln, allein – wollten sich von der Welt zurückziehen, sammelten sich aus Sicherheitsgründen in Kolonien, Klöstern. Sie waren wirtschaftlich oft erfolgreich und es entstanden kleine Städte vor ihren Toren.

Der Ort beeinflusste nicht nur die Lebenskultur, sondern auch den Gebetsrhythmus. So kennt die katholische Liturgie nicht nur den Stadtrhythmus – das Gebet fängt abends an und geht mit Unterbruch bis in den Morgen (kennen wir vor allem von Osternacht und Weihnachtsabend) –, sondern auch den Mönchsrhythmus vom Morgen bis am Abend. Gefühlsmässig beginnt wohl für die meisten von uns der Tag am Morgen und endet am Abend. Bei Jugendlichen, am Wochenende oder in der Fasnachtszeit, werden wohl einige vom Abend bis am Morgen leben. Spannende Lektüre wünsche ich Ihnen.